
Ein Text geht um die Welt
Ein Beitrag über die Gleichberechtigung (in der Bezahlung) am deutschen Stadttheater.
Ein Text von Jasmin Sarah Zamani
Theater.
Gemeinschaft und Theater.
Kunst und Theater.
Kunstler und Theater.
Künstler und Theater.
Künstler*innen und Theater.
Künstler*innen und Theater.
Männer und Frauen und Theater.
Männerinnen und Frauer und Theater?
Männer und Frauen und Theater.
Frauen und Theater.
Theater.
Und jetzt?
„Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem.“
Und somit reihe ich mich ein in die mehr oder weniger glorreichen Mensch*innen, die durch ihre eigenen Erfahrungen versuchen zu verstehen, was da eigentlich schief läuft, wenn doch alles so einfach sein könnte. Und sollte. Ja, sollte es. Denn es bleibt eigentlich nur eine wesentliche Frage zu stellen: „Ist man für Gleichberechtigung aller Menschen?“ Einmal formuliert versucht sie mit einer eindeutigen „Ja!“ oder „Nein!“ Antwort zu befrieden. Weder Geschlecht, Religion, noch Herkunft sollte eine Rolle (man bemerke den Konjunktiv!) spielen. Ich habe diese Frage für mich klar und deutlich mit „Ja!“ beantwortet und nicht mit „Ja, aber…“.
Weshalb bin ich also nicht glücklich, dass ich die Chance bekommen habe, mich zu diesem Thema zu äußern?
Weil es kein Thema mehr sein sollte. Da ich aber den IST- Zustand nur ändern kann, wenn ich aktiv Maßnahmen setze und darüber spreche, beginne ich mit meinem ersten kleinen Schritt vom leisen, nörgelnden „Müsste man mal was machen!“ hin zu dem weitaus wichtigeren Schritt des Mundaufmachens und dem Versuch einer Hilfestellung zur Verbesserung durch Aufzeigen der gängigen Missstände. Ich möchte hierzu einfache Beispiele aus meiner bisherigen Erfahrung am deutschen Stadttheater (unter sowohl männlicher als auch weiblicher Intendanz) anführen – die Reihenfolge spielt hierbei keinerlei Rolle.- Eine Schauspielerin vertraute mir an, dass sie jahrelang weitaus schlechter als ihre männlichen Kollegen verdiente. Bis sie ihren Mut zusammen nahm und nach einer Gehaltserhöhung fragte. Sie bekam diese auch – nur war es immer noch weniger als die Gehälter ihrer männlichen Kollegen. Eine Begründung gab es nicht. Weder wurde ihr Können im Beruf noch andere Ursachen angeführt, weshalb sie immer noch nicht genauso viel bei gleicher Arbeit bekommen sollte.
- Eine weitere Schauspielerin musste das in ihrem vierten Jahr im Engagement feststellen. Ebenso verhält es sich bei mir und meinem hochgeschätzten (!) Kollegen. Er hat um ein paar Jahre weniger Erfahrung und kein abgeschlossenes Studium. Eine Kollegin von uns beiden wiederum erhält noch weniger. Wir machen alle drei den gleichen Job!
- Zwei Regieführende Menschen wurden am gleichen Haus engagiert. Beide haben ein und denselben Abschluss an ein und derselben Hochschule erlangt. Sie waren sogar im gleichen Jahrgang. Wie kann es also sein, dass der männliche Regieführende gut ein Drittel mehr an Gage für eine Arbeit am großen Haus bekommt und die weibliche Regieführende für die gleiche Arbeit (ebenfalls großes Haus und großes Ensemble) NICHT?
Claudia Zamani
Ich finde der Beitrag ist so auf den Punkt gebracht das ich nicht mehr dazu sagen kann und gilt für alle Berufsgruppen.
Und den Mut darüber so offen zu sprechen finde ich beachtlich.
Es regt an sich darüber Gedanken zu machen und etwas zu ändern.
Mario
Ich frage mich, wie man keine Heuchler*in sein will, ohne etwas zu riskieren. Gespräche suchen klar. Ich verstehe das Dilemma. Im Theater muss gut kommuniziert werden. Auch wenn das bedeutet, nicht immer ganz die Wahrheit zu sagen. Auch wenn das in so einem Betrieb wünschenswert wäre. Noch eine Anmerkung: Die Formulierung ‚Mensch = Frau = Mann … ‚ finde ich falsch, da sie davon ausgeht, dass Menschen alle gleich sind. Sind sie aber nicht.
Sara
Sehr guter Beitrag! Danke!
Weckt auch wieder die schlummernde Wut über diese, über alle Berufsgruppen hinweg, geschehende Ungerechtigkeit. Arbeitsleistung v. Frau = Arbeitsleistung v. Mann = folglich gleiche Bezahlung (sollte im ach so fortschrittlich denkenden Teil der Welt, der ständig bemüht ist, andere Länder wegen Diskriminierung der Frau anzuklagen, längst Realität sein)