
Ein Kampf mit mir selbst!
Ich habe viel assistiert. Mehrere Jahre verschiedenste Produktionen, Regisseur*innen und Formate betreut.
Ein Text von Armin Peterka
Habe auch selbst inszeniert, im Schoß einer Institution, ein paar Projekte in der freien Szene. Da ist eine Diskrepanz. Wie arbeite ich als Assistent und was wünsche ich mir im Umgang? Wie arbeite ich als Regisseur und wie reflektieren andere meinen Umgang mit ihnen?
Vorab: meine Erfahrungen mit Kolleg*innen würde ich in ihrer Gesamtheit positiv bewerten. Auch meine Erfahrungen mit Regisseur*innen als Assistent sind in ihrer Gesamtheit positiv. Was sie dennoch (fast) alle eint: sie verlangen einen Arbeitsaufwand, eine Arbeitsmoral und -intensität, die regelmäßig an die Belastungsgrenzen führt. War früher auch nicht anders. Mussten wir alle durch. Ist halt so. War schon immer so. Und bleibt auch so?
Bitte nicht. Lasst uns das doch ändern, ja?
Die Arbeit in einer künstlerischen Produktion ist oft persönlich und intim. Wir öffnen uns Menschen die wir erst seit Kurzem kennen – Assistent*innen ebenfalls, wenn auch in geringerem Umfang als andere. Es ist jedenfalls eine sehr enge Zusammenarbeit und man sucht sich dabei selten selbst aus, mit wem man das tut. Man kann nicht alle Menschen mögen, genauso wenig, wie man von allen Menschen gemocht werden kann. Ich arbeite regelmäßig mit anderen Künstler*innen zusammen, die ich nicht sonderlich gut leiden kann. Das finde ich übrigens überhaupt nicht schlimm – ganz im Gegenteil, ein Mensch, den ich nicht gut leiden kann, bringt mich viel schneller dazu über gemeinsame Arbeitsweisen zu reflektieren, als jemand, den ich gut leiden kann. Allerdings spreche ich darüber mit Letzteren wesentlich öfter (ja, nahezu ausschließlich), als mit den Kolleg*innen, die ich nicht mag.
Aber ich möchte ja darüber schreiben, was ich schlimm finde: Ein Problem wird es dann, wenn aus solchen Gründen berufliche Werdegänge verbaut werden, wenn das eigene Ego die Professionalität besiegt, wenn Wort gegen Wort steht. Verlogene Schmeicheleien in Einzelproben, unehrliche Äußerungen in vier Augen Gesprächen, diffamierende Äußerungen am Biertisch.
Mein persönlicher Erfahrungsschatz damit ist gering (Dunkelziffer nicht erhoben), aber eben vorhanden.
Ich habe nicht den Anspruch, die anderen zu ändern, sondern lediglich den Anspruch, in meiner Arbeit solches Verhalten nicht zu reproduzieren. Das ist leichter gesagt, als getan. Die Grenze zwischen künstlerischer Professionalität und sozialem Verhalten existiert nicht – das eine und das andere gehören im Prozess untrennbar zusammen.
Und darüber hinaus: Als Assistent frage ich mich schnell, ob ich mich so behandeln lassen muss – als Regisseur dauert es länger, ehe ich mich frage, ob ich so behandeln werden möchte.
Dabei entscheidet meine Position darüber, wie ich frage, nicht die Arbeit an sich.
Diese Diskrepanz möchte ich schließen. Je eher, desto besser. Dann ist es vielleicht in ein paar Jahren sogar gut, dass das früher schon so war.
Ob ich darin Erfolg habe müssen andere entscheiden.
Veränderungen in unserem Berufsalltag, egal welchen Bereich sie betreffen – Finanzen, Arbeitszeit, Felldicke – müssen bei uns selbst beginnen!